Ihre Stimm- und Sprechwirkung hat - ebenso wie die Körpersprache - einen großen Einfluss darauf, wie Sie als Sprecher:in wahrgenommen werden. Die Stimm- und Sprechwirkung setzt sich aus folgenden Komponenten zusammen:

Tempo

• es gibt kein perfektes Sprechtempo - hier hat jeder seine eigenen Vorlieben, generell leidet das Verständnis aber in beiden Extremen (zu schnell, zu langsam)
• um das eigene Sprechtempo zu reduzieren gibt es drei Mittel: Pausen, deutlichere Aussprache und „zur letzten Reihe sprechen“ (anstatt zur ersten)

Lautstärke

• sollte der Größe des Raumes oder der Stärke der Nebengeräusche entsprechend angepasst werden

Betonungen

• erleichtern den Zuhörer:innen das Sinnverstehen und erzeugen eine bessere sprecherische Dynamik
• Hinweis: Orientieren Sie sich in Vortragssituationen immer an Stichpunkten, nicht an vorgeschriebenen Texten - in der Regel schreibt man für das Lesen und nicht für das Sprechen

Pausen

• bewusst setzen zur Verständnissicherung bei den Zuhörer:innen oder als Spannungspausen

Füllwörter (ähm, also…)

• jeder Mensch nutzt Füllwörter - und das ist überhaupt kein Problem
• Tipp zum Reduzieren: Inhalte vorher zwei-dreimal durchsprechen (Übung der Rede reduziert die Anzahl der Füllwörter) oder - wenn man merkt, dass man gleich ein „Ähm“ sagen würde, stattdessen kurz die Zungenspitze an den Gaumen legen

Alle Zusammenfassungen finden Sie am Ende der Fortbildung als Handreichung!

Stimmlage und Stimmklang

• Stimmlage: möglichst in Ihrer Indifferenzlage (optimale individuelle Sprechstimmlage, ist per Genetik gegeben) sprechen, nicht überhöht sprechen - dazu später mehr
• Stimmklang: meint individuelle Färbungen wie Nasalität, Behauchung, Heiserkeit oder Klarheit im Klang der Stimme

Atmung

• Kurzatmigkeit / Probleme mit der Atmung bereiten nicht nur dem Sprechenden selbst Unbehagen, das überträgt sich auch auf die Zuhörer:innen

Sprechmelodie (auch Intonation oder Satzmelodie)

• maßgeblich dafür, dass die Schüler:innen das Gesprochene abspeichern
• Daueraufzählungen („sie redet ohne Punkt mit Komma“) vermeiden, besser: öfter mal einen Punkt setzen und die Stimme senken („sie redet mit Punkt und Pause“)
• Zuhörer:innen können besser abspeichern, wenn beim Sprechen öfter Punkte gesetzt werden
• am besten sprechen mit „PP“ - Punkt und Pause
• Bild: ohne PP sprechen = Wellen (alle Informationen sind gleichwertig) / mit PP sprechen = ein Haus bauen (Fundament und dann Infos Etage für Etage drauf setzen)
• Übung: Mit der Hand „dirigieren“ - Hand hoch = Stimme hoch / Hand senken = Stimme runter
• es gibt nicht „den perfekten Redner / die perfekte Rednerin“ - weil es auch nicht „das perfekte Publikum“ gibt, in dem alle den gleichen Geschmack haben

• die Zwerchfellatmung ist die optimale Grundatmung, viele nutzen diese aber nicht effektiv in ihrem Alltag
• fühlt sich an, als würde man „in den Bauch“ atmen

Drei Vorteile der Zwerchfellatmung

• mehr Atemvolumen (bis zu 30% mehr als bei verstärkter Hochatmung)
• mindert die körperlich-geistige Anspannung, senkt den Puls - und hilft bei Lampenfieber
• ermöglicht ökonomische Atemführung und stützt die Stimme beim Sprechen

Wie funktioniert’s?

• im Gegensatz zum bewussten Einatmen wird bei der Zwerchfellatmung nur die Bauchdecke (und damit das Zwerchfell) losgelassen und die Luft wird reflektorisch/reflexartig eingesogen

Drei Übungen für die Zwerchfellatmung

Erste Übung: Zugabteile zählen

• sch – sch – sch
• nach jedem Zischen die Bauchdecke lösen (am besten den Mund leicht geöffnet lassen)

Zweite Übung: Bienenschwarm

• Ssss (absteigend)
• wieder: nach jedem Intervall die Bauchdecke lösen („Plopp“)

Dritte Übung: Karten verteilen

• fft, fft, fft
• schnelles Lösen der Bauchdecke

Achtung!
Bei den Übungen müssen Sie darauf achten, dass Sie diese nicht „falsch herum“ ausführen. Also nicht während der Geräusche (sch, sssss, fft) die Bauchdecke loslassen, sondern erst danach. Der Bauch muss sich bei der Ausatmung verschlanken. Und beim Lösen der Bauchdecke nicht ausatmen (auch paradoxe Atmung genannt).

Drei „Hausaufgaben“, damit Sie die Zwerchfell-Atmung verinnerlichen:

• täglich die kurzen Übungen 2-5 mal durchführen
• üben Sie an Texten oder Versen
• achten Sie verteilt über den Tag immer mal auf Ihre Atmung: atmen Sie hoch oder tief? Dann ggf. den Bauchdecke lösen
• Tipp: Schreiben Sie sich ein „A“ auf die Hand zur Erinnerung an die „richtige“ Atmung

Sie werden die Zwerchfell-Atmung nicht durch einmaliges Üben verinnerlichen. Wir empfehlen: frischen Sie dieses Kapitel bzw. die Übungen alle paar Wochen auf.

• Ihre Stimmung wirkt sich direkt auf Ihre Stimme aus
• man hört Ihrer Stimme an, ob Sie das, was Sie sagen, mit Ihrem Gegenüber „teilen“ wollen

Übung

• 1x „momomomomom“, als ob Sie etwas mit Ihrem Gegenüber nicht teilen wollen
• 1x „momomomomom“, als ob Sie etwas mit Ihrem Gegenüber unbedingt teilen wollen

Sie werden merken: dieser Subkontext wirkt sich auf Ihre Stimme aus. Die Stimme sitzt weiter unten, wenn Sie Informationen nicht aktiv senden.

Effekt: Wenn Ihre Zuhörer:innen sich diese Informationen von Ihnen „abholen“ müssen, ist das sehr anstrengend und sie steigen schnell aus.

Die Indifferenzlage

• jeder Mensch hat eine optimale individuelle Stimmlage
• diese liegt im unteren Drittel des Sprechumfangs
• viele Menschen sprechen nicht in ihrer optimalen Sprechstimmlage
• wenn Sie länger ausserhalb dieser Stimmlage sprechen ist das sehr belastend für Ihre Stimmbänder und das kann zu Heiserkeit führen

Auch interessant: Personen, die mit kleineren Kindern arbeiten, haben oft die Tendenz, mit den Kindern in einer höheren Stimmlage zu sprechen.

Hinweis

Wenn Sie sehr starke stimmliche Probleme haben und der Kurs Ihnen nicht ausreichend helfen konnte, kontaktieren Sie einen Phoniater. Im Gegensatz zum HNO-Arzt sind Phoniater spezialisiert auf Störungen der Stimme.

Wie findet man die optimale Stimmlage?

1. Aufwärmübung: Kauübung mit dem „Zustimmungs-M“

• mit geschlossenem Mund per „mmmm“ dem Gegenüber mitteilen, dass etwas sehr gut schmeckt, Lippen bleiben geschlossen
• Unterkiefer arbeitet dabei langsam, mit weit ausholenden Kaubewegungen
• Stimme spielt sanft von tieferen zu höheren Tönen usw.
• Hinweis: nicht in den Hals hinein brummen, sondern im vorderen Mundraum summen

2. „Schafe zählen“

• Sie sehen gedanklich 2000 Schafe vor sich
• diese zählen Sie für den Schäfer, der auf der Weide steht, in mittlerer Lautstärke (senden)
• zählen Sie so lange, wie Sie wollen (mindestens bis 15)

• wenn Sie sich durchsetzen wollen, können Sie die Stimme auf den betonten Worten kurz fallen lassen (ohne Druck!)
• damit belasten Sie Ihre Stimme deutlich weniger, als wenn Sie in die Höhe gehen
• Sie können mit der Hand „dirigieren“, ob Sie mit Ihrer Stimme hoch oder runter gehen
• Wichtig: Dabei nicht schneller werden (Eselsbrücke: „Schnell macht hell“)

Übung zur Lockerung

„Gesichtsgymnastik“:

• die Maske in alle möglichen Richtungen dehnen, grimassieren – Mundwinkel nach rechts und links, Oberlippe über die Zähne, Kiefer weit öffnen und wieder schließen usw.
• danach mit den Fingerkuppen kräftig die Kaumuskulatur und Umgebung massieren
• zum Abschluss den Unterkiefer mit den Handflächen aufziehen und eine Weile halten
• lockerer Kiefer = mehr Klangraum und klare Vokale beim Sprechen

• bewusstes Nutzen der Konsonanten kann die Stimmbänder entlasten
• die Kraft / Spannung einiger Konsonanten (z.B. W, F, S, Z, SCH, B, P, D,T) verlagert die hilfreich Artikulation nach vorn in den Mundraum

Übung

• nehmen Sie einen Korken locker zwischen die Schneidezähne
• dann versuchen Sie trotz des Korkens, so deutlich wie möglich zu sprechen - besonders die Konsonanten
• Effekt: Wenn Sie den Korken nach der Übung aus dem Mund nehmen und den Text noch einmal lesen wird sich Ihre Aussprache deutlich verbessert haben
• Sie spüren, dass das Sprechen maßgeblich an Ihren Lippen stattfindet und nicht im Hals
• Hinweis: machen Sie vorher die Gesichtsgymnasik, sonst könnte Ihr Unterkiefer hier verkrampfen

Dieser Text eignet sich für die Übung wunderbar (die Übung funktioniert mit anderen Texten aber genau so gut):

Seepferdchen und Flugfische

Hugo Ball

tressli bessli nebogen leila
flusch kata
ballubasch
zack hitti zopp
hitti betzli betzli
prusch kata
ballubasch
fasch kitti bimm

Für die optimale Sprechwirkung ist es wichtig, die Stimme weit nach vorn, also an die Lippen zu verlagern. Wenn die Stimme nur hinten im Hals „knurrt“, hat sie wenig Mitteilungscharakter und belastet die Stimmbänder.